Verhüllung

Mit dem Aschermittwoch beginnt in der Liturgie der katholischen Kirche die 40 Tage dauernde Fastenzeit bis Ostern.

 

In Sankt Peter praktizieren wir seit vielen Jahren die „große Verhüllung“ , das heißt alle Kunstwerke, die Altarbilder von Rubens und Schut, das gotische Triptychon, die Madonna mit dem Kind und selbst die Chillida-Skulptur und die Renaissancefenster werden mit weißen Tüchern unseren Blicken entzogen.

 

Als symbolisches Tun ist das Verhüllen im Kult und den Riten nicht nur der monotheistischen Weltreligionen sehr oft zu finden. Das Alte und das Neue Testament sind voll von Geschichten des Verhängens und Verhüllens. Diese Überlieferung setzt sich fort in der liturgischen Praxis der Kirche, sakrale Gegenstände, den Altarraum oder Bilder rituell zu verhüllen. Neben einer Vielfalt an Hüllen (lat. velum) für Kelche, Altäre, Tabernakel und Ziborien sowie Tüchern und Vorhängen am Altar nehmen die Fastentücher (lat. velum quadragesimale), die während der vierzigtägigen österlichen Bußzeit Verwendung finden, eine wichtige Stellung ein.

 

Der seit Ende des 10. Jahrhunderts überlieferte Brauch, als Zeichen für Fasten und Buße vor dem Altar ein großes Tuch aufzuhängen und die Bilder zu verhüllen, geht wahrscheinlich auf die Reformen durch den Zisterzienserorden zurück, die in ihren Klosterkirchen neben dem Kreuz nur ein Bild der Muttergottes gestatteten. Die Verhüllung war als Symbol dafür zu sehen, dass Sünden die Anschauung Gottes verstellten. Die Entfernung der Verhüllung zu Ostern dagegen ließ den ungehinderten Blick auf das Geheimnis der himmlischen Herrlichkeit wieder zu. Zunächst sind diese Verhüllungen nur in großen Dom- und Klosterkirchen erwähnt, breiteten sich während des Mittelalters in Europa, besonders im deutschsprachigen Raum, aus und wurden später durch die Einflüsse des Barocks verdrängt.

 

Der Umgang mit der Kunst und unsere Ausstellungen bestärken uns in der Erfahrung, dass man Bilder, die man immer sieht, nicht mehr sieht (G. Baselitz). Mit der Verhüllung praktizieren wir in Sankt Peter ein „Bild-Fasten“, das mit Aschermittwoch beginnt und mit der Feier der Osternacht endet. Gleichzeitig spüren wir, wie der von allen Bildern „befreite“ Raum zu einem ganz eigenen Bild wird.

 

Auch in dieser ausstellungsfreien Zeit sind Sie zum Besuch von Sankt Peter herzlich eingeladen.