Christoph M. Loos
Christoph M. Loos — »Und es gibt also diese ungeheuren Räume«
Hommage im 100. Geburtsjahr von Philippe Jaccottet27. November 2025 bis 8. Februar 2026
»(…) Es ist, als beginne man von neuem zu sehen,
ein Baum erscheint wieder als das unbegreiflichste Ding.«
Philipp Jaccottet
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Die Kunst-Station Sankt Peter Köln zeigt im 100. Geburtsjahr des Schweizer Schriftstellers Philippe Jaccottet eine Hommage, die auf der jahrzehntelangen Auseinandersetzung des Kölner Künstlers Christoph M. Loos mit dessen Werk basiert. Die für diesen Anlass entstandenen Arbeiten veranschaulichen das Zusammenspiel der Aphorismen, Essays und Gedichte Jaccottets mit den Loos‘schen Zeichnungen und Graphiken. Subjektiv ausgewählte Textpassagen Jaccottets resonieren mit bildnerisch-naturmythischen Reflexionen.
Neben diesen Werken, die zuvor in der Predigerkirche Basel gezeigt wurden, konzipierte Loos eine Orgelskizze, die den antiphonischen Gestus des »Wechselgesangs« zwischen Wort und Bild um eine Klangdimension erweitert und während der Ausstellungsdauer wiederholt aufgeführt werden wird.
Anstelle einer gedruckten Publikation zur Ausstellung ist eine filmische Dokumentation geplant, die der Kölner Videokünstler Jan Verbeek realisieren wird. Zur Eröffnung der Ausstellung wird Michael Krüger, selbst Dichter und ehemaliger Verleger der Hanser Literaturverlage, aus Jaccottets Werk lesen.
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Christoph M. LoosDer 1959 geborene und in Köln lebende Künstler arbeitet in den Medien Holzschnitt, Installation, Zeichnung und Theorie (Ph.D.). Sein Werk ist geprägt durch einen romantischen Konzeptualismus, der gedankliche Strenge mit bisweilen träumerischer Melancholie verknüpft. Der Kunsthistoriker Stefan Schweizer spricht in Bezug auf die Besonderheit des Loos‘schen Schaffens von einer »Poetologie der Zusammenhänge«.
Seine Werke waren in diversen Einzel- und Übersichtsausstellungen zu sehen, u.a. 2015 bei der 6. Peking Biennale, in der Kunsthalle Mannheim und der Bundeskunsthalle Bonn. In Sankt Peter war er bereits 1992 an einer Ausstellung beteiligt — seine Erste überhaupt. Derzeit lehrt er an der Accademia di Belle Arti di Roma.
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Philipp Jaccottet (1925—2021)gehört zu den wichtigsten Schriftstellern in der Schweiz und in Frankreich, wo er jeweils bedeutende Literaturpreise erhielt. Er fühlte sich wie kaum ein anderer frankophoner Autor seiner Zeit der deutschen Literatur nahe und übersetzte Musil, Hölderlin, Novalis, Rilke und Ingeborg Bachmann ins Französische. Annähernd 70 Jahre lang lebte er sehr abgeschieden in einer kleinen provenzalischen Gemeinde.
Einst formulierte Jaccottet vermächtnishaft: »Wenn ich doch etwas gewollt habe in diesem Leben, in dieser Arbeit, dann dies: So wenig wie möglich zu mogeln; weder der Versuchung der Eloquenz nachzugeben noch den Verführungen des Traums oder den Reizen des Ornaments; genauso wenig den gebieterischen Vereinfachungen des Intellekts oder dem falschen Glanz der Okkultismen, ganz gleich, welchen Schlages. Zu versuchen, dem, was man fühlt, immer so nahe wie möglich zu bleiben, als gebe es wirklich Wendungen, Rhythmen, Worte, die ›wahrer‹ sind als andere; als gäbe es, trotz allem, eine Art von ›Wahrheit‹, die ein, ich weiß nicht welches, Sinnesorgan in uns genauso aufspüren würde wie die Lüge. Und wenn es diese Art von Wahrheit geben sollte, folgte für uns daraus nicht notwendigerweise eine Art von Hoffnung?«
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Zur Eröffnung der Ausstellung
»Und es gibt also diese ungeheuren Räume«
am Do, 27. November 2025, 19.30 Uhr
laden wir herzlich ein.Zur Einführung spricht Guido Schlimbach,
Michael Krüger liest ausgewählte Passagen aus dem Werk von Philippe Jaccottet,
Michael Veltman interpretiert Christoph M. Loos‘ Orgelskizze »Antiphon (I) — An Diotima«.
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Weitere TermineSo, 7. Dezember 2025, 13.15 Uhr
Kunstgespräch zur Ausstellung
mit Guido Schlimbach.
So, 14. Dezember 2025, 13.15 Uhr
Künstlergespräch
mit Christoph M. Loos.
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TURM RAUM KUNSTUnter dem Titel »TURM RAUM KUNST« zeigt die Kunst-Station Sankt Peter Köln parallel zu den Rauminterventionen von Künstlerinnen und Künstlern im Kirchenraum im romanischen Turm eine Reihe von Kabinettausstellungen.
Spartenübergreifend sind hier monografische oder thematische Ausstellungen zu sehen, die sich auf Sankt Peter beziehen oder deren Werke sich mit den hier angestoßenen Themen und Fragestellungen beschäftigen.
Die Präsentation »Und es gibt also diese ungeheuren Räume« von Christoph M. Loos ist die 16. Ausstellung in dieser Reihe.
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Bildcredit: Christoph M. Loos, Vom Monde beraten, 2025, Text von Philippe Jaccottet, Tusche auf Papier, Foto: Andreas Helweg © VG BILD KUNST 2025