Jana Schröder. PPR

Jana Schröder. PPR
Replace Rubens

 
Jana Schröder ist die fünfte Künstlerin in der Ausstellungsreihe „Replace Rubens“. Ihr Beitrag trägt den Titel PPR, in aller Einfachheit, Peter Paul Rubens.
 
Künstlerischer Einfluss gleiche, wie Willem de Kooning gegenüber Harold Rosenberg gestand, „dem Lächeln der Grinsekatze aus Alice: Das Lächeln bleibt, wenn die Katze schon längst fort ist. Anders gesagt, ich könnte von Rubens beeinflusst sein, aber ich würde ganz sicher nicht so malen wie Rubens.“ Entstanden als eindringliches Zwiegespräch mit Rubens’ Kölner Kreuzigung Petri (1638–1640), ist auch Jana Schröders PPR (2021) eine entschiedene Bezugnahme auf ihre eigene, auf unsere Zeit.

 
Waren es in ihrer aus der Handschrift abgeleiteten Praxis zunächst einzelne Lettern und Initialen, die sich in Zeilen und Spalten auf die Leinwände legten, zerbrechen und verschleifen Jana Schröders malerische Gesten nach und nach jede buchstäbliche Lesbarkeit. Aus Text wird Textur. Ebenso expressiv wie konzeptuell vereint ihre Malerei eine grundlegende Auseinandersetzung mit den Spuren körperlicher Anwesenheit und absolut gegenwärtige Bildtechniken wie digitales Layering und Überblendungen.
 
In Sankt Peter unternimmt Jana Schröder eine Aktualisierung, die Rubens nicht ersetzt, sondern einbezieht. PPR erstreckt sich über 490 × 320 cm und besteht aus drei gleichgroßen Leinwänden: zwei parallelen Hochformaten sowie einem bündig darunter gehängten Querformat. Sie umspielt das klassische Retabel, mit Rubens’ abwesender Kreuzigung als zentraler Tafel und ihren Ergänzungen als Altarflügeln und tragender Predella. Motivische Wucht, verdrehte Achsen und Diagonalen, die kaum aushaltbare Spanne von irdischer Brutalität und himmlischer Erlösung übersetzt Jana Schröder in Farbe und Gestus. Klare Formen zerfließen zu wogenden Flächen, gefasste Figuren wandeln sich zu ornamentalem Exzess.
 
Durchlichtet wie Buntglas oder digitale Displays fügt sich der farbige Gesamtklang aus den Zweiklängen der einzelnen Tafeln. Angelegt in derselben Intensität steigern sich die Farben in gleißenden Kontrasten: Orange und erdig braunes Purpur als Fundament. Darüber, als unauflösbar ineinander gespiegeltes Paar, von Himmelblau durchwirktes Inkarnat, links und rechts jenes milde Blau, in dem schon bei Rubens Hoffnung aufschien und an dem nun nicht nur Wolken und Engel teilhaben, sondern auch die menschliche Fleischfarbe.
 
 
Jana Schröder (*1983 in Brilon) lebt in Düsseldorf und studierte in der Klasse von Albert Oehlen an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie war in zahlreichen institutionellen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten, darunter in den Deichtorhallen Hamburg, dem Kunstmuseum Bonn, Kunstmuseum Wiesbaden und Kunstverein Reutlingen, in der Pinakothek der Moderne München sowie den Yves Klein Archives Paris. Sie wird von der Galerie Bärbel Grässlin, Natalia Hug Gallery, Nino Mier Gallery und T293 vertreten.
 
 
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Eröffnung
Dienstag, 5. Oktober 2021, 19.30 Uhr
– Bitte beachten Sie die aktuell geltenden und von uns regelmäßig aktualisierten und kommunizierten Änderungen im Bezug auf die Ordnungs-, Abstands- und Sicherheitsregeln. –
 
Weitere Termine:
So 31.10.2021, 13.15 Uhr
Künstler:innengespräch mit Jana Schröder, Guido Schlimbach und Friederike Schuler
 
So 28.11.2021, 13.15 Uhr
Finissage und Werkgespräch mit Guido Schlimbach
 
 
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© Jana Schröder, Courtesy Natalia Hug Gallery, Köln
Fotos: Christopher Clem Franken
 
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ENGLISH
 
Jana Schröder is the fifth artist in the exhibition series “Replace Rubens”. Her proposal is titled PPR, plain and simple, Peter Paul Rubens.
 
Artistic influence is, as Willem de Kooning confessed to Harold Rosenberg, akin to “the smile of the Cheshire Cat in Alice: The smile left over when the cat is gone. In other words, I could be influenced by Rubens but I would certainly not paint like Rubens.” Created as an empathic dialogue with Rubens’ Cologne Crucifixion of St Peter (1638-1640), Jana Schröder’s PPR (2021) is just as much a resolute reference to her own, to our time.
 
In her practice, derived from hand-writing, at first it was individual letters and initials in lines and columns covering the canvases but gradually Jana Schröder’s painterly gestures fractured and abraded any literal legibility. Text becomes texture. As expressive as it is conceptual, her painting fuses a fundamental mediation of the traces of corporeal presence with absolutely contemporary image techniques such as digital layering and cross-fading.
 
In St Peter, Jana Schröder undertakes an update that does not replace Rubens but incorporates him. PPR spans 490 × 320 cm and consists of three equally sized canvases: two parallel vertical formats and a horizontal one hung flush below. It embraces the classical reredos, with Rubens’ absent Crucifixion as the central panel and her additions as altar wings and predella. Motival force, contorted axes and diagonals, the hardly bearable span of worldly brutality and celestial redemption are translated by Jana Schröder into color and gesture. Clear forms dissolve into wavy surfaces, figural composure transforms into ornamental excess.
 
Bright and glaring like stained glass or digital displays, the overall chromatic sound is comprised of the dual tones of the individual panels. Applied in the same intensity, the colors heighten themselves in dazzling contrasts: Orange and an earthy brown purple as the foundation. And thereon, as an inseparable pair mirroring each other, incarnate intertwined with heavenly azure on the left and on the right the same mild blue in which hope already shone in Rubens’ and in which now not only clouds and angels partake but also the color of human flesh.
 
Jana Schröder (*1983 in Brilon, Germany) lives in Düsseldorf and studied in the class of Albert Oehlen at the Kunstakademie Düsseldorf. She has been included in numerous institutional solo and group exhibitions at Deichtorhallen Hamburg, the Kunstmuseum Bonn, Kunstmuseum Wiesbaden and Kunstverein Reutlingen, at the Pinakothek der Moderne Munich and the Yves Klein Archives Paris. She is represented by Galerie Bärbel Grässlin, Natalia Hug Gallery, Nino Mier Gallery and T293.