Oskar Stocker: ERINNERE DICH

ERINNERE DICH
Oskar Stocker (*1956 Lienz/Österreich) wurde ein Jahrzehnt nach Kriegsende geboren und gehört damit zur Generation, deren Eltern Krieg und Shoah erlebt, erlitten und auch verschuldet haben. Die Erinnerung an das Unaussprechliche wurde verschwiegen, bagatellisiert, dramatisiert und geschönt. Schlechtes Gewissen oder Scham,Trauma und Verdrängung prägten die Bilder, diedem Künstler als Kind vermittelt wurden. Aufgewachsen im erzkatholisch-konservativen Tirol musste er sich als Erwachsener anhand von Zeugnissen und Dokumenten, die nicht nur die Bilder der Opfer des Krieges im Blick hatten, sondern auch die derer, die ihn und die unsäglichen Verbrechen des Naziregimes verschuldet haben, ein Eigenes machen. Dem stellt er sich auch in seiner Installation »ERINNERE DICH«.
 
Auf einem 10 x10 Meter großen Papierbogen entstehen Bilder, die Erinnerungen zusammentragen. Autobiografisches, Menschen, die ihm begegnet sind, kollektiv Erlebtes erscheint, überlappt anderes und verschwindet wieder. Bilder, Ausschnitte, Übermalungen lassen eine Collage entstehen. Diese zerreißt und zerschneidet der Künstler zu einer Art Puzzle, das er in Bündeln zusammenfasst oder auf dem Boden ausbreitet, so dass die Besucher*innen der Ausstellung durch Erinnerung hindurchgehen muss. Der Künstler gibt damit Einblick in seine Erinnerung an die Erinnerung. Nichts wird beschönigt, nichts verurteilt, aber auch nichts aus der Erinnerung verbannt. Vielmehr werden die Besucher*innen motiviert, in ihren Gedanken die Bündel zu entfalten und das Puzzle wieder zusammenzusetzen, damit nichts vergessen wird: »ZaKaR – SEI EINGEDENK«.

 
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»Oskar Stockers Bilder markieren menschliche Lebensmöglichkeiten, die von der Erfahrung und Geschichte, von Begegnung und Betroffenwerden, von Aufbruch und Ankunft, von Gefangensein und Freisetzung bestimmt sind. Sie sind gerade in ihrer ernst schweigenden Präsenz ein beredtes äußeres Zeugnis ihres unsichtbaren Kerns; und sie wirken wie eine Niederschrift, die aus einem sensiblen und zugleich entschiedenen Kampf um die Sache resultiert, um die Frage nach der Person in der Geschichte.«
 

P. Friedhelm Mennekes SJ

 
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OSKAR STOCKER
2021 Mobiles Bethaus, Kulturjahr Graz (mit Luis Rivera) // Keramiken, Aidshilfe NRW, Köln

2019 FACING COLOGNE, St. Agnes, Köln (mit Luis Rivera)

2018 PURE LIFE, Kollegienkirche, Salzburg // Stille Helden, St. Bavo Kathedrale, Gent, Brüssel (mit Luis Rivera) // Freiheit/Svoboda, Galerie der Kunst Karlovy Vary, Karlsbad, Tschechien // KADDISCH, Kollegienkirche, Salzburg (mit Luis Rivera) // Innensichten, Bildungshaus Schloss St. Martin, Graz

2015 Verbo(r)gen, Oberlandesgericht Hamm // Yearning, New York // Eingesperrt – Never Forget, Schell Collection, Graz

2014 Yearning, Washington D.C. // EinzigARTig, Lienz

2013 Verbo(r)gen, Zisterzienser Stift Rein, Steiermark // gaia, Europäisches Raumflugkontrollzentrum Darmstadt

2012 STAGE OF CHANGE, Schell Collection, Graz

2011 Menschliche Identitäten, Kunstraum Radio, ORF, Wien // Yearning, Graz

2010 Facing Nations, UN-Hauptquartier New York

2009 Facing Nations, United Nations Office Wien

2008 Facing Nations, Messe Graz

2007 Grow East, Kongress, Wiener Hofburg, Hofburg Wien
2004 Malerei, Bank im Bistum Essen
 
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»Der österreichische Maler Oskar Stocker setzt sich seit seinen ersten Anfängen in seinem künstlerischen Werk immer wieder mit dem Porträt auseinander. Dabei nutzt er das menschliche Antlitz, um in der intensiven Auseinandersetzung mit dem Anderen, dem Gegenüber, Fragestellungen der Kunst, Sinn, Sinnhaftigkeit und Selbst aufzuwerfen und in einen Kontext der Aneignung zu setzen. Die Porträts sind dabei aber nicht in erster Linie mimetisch und um Genauigkeit des oberflächlichen Ausdruckes bemüht, sondern verfolgen den Aspekt der Wesenhaftigkeit und der Verdichtung aller Faktoren des Seins in der Form des Gesichtes – dies bewusst unter Verzicht auf strengen Realismus.«
 
Gabriele Uelsberg

 
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ERÖFFNUNGZur Eröffnung der Ausstellung am So, 17. Oktober 2021, 13.15 Uhr laden wir herzlich ein.
Zur Einführung spricht P. Stephan Ch. Kessler SJ
 
WERKGESPRÄCHSo, 14. November 2021, 13.15 Uhr mit Oskar Stocker und Guido Schlimbach
 
Der Termin findet unter den aktuellen Corona-Bedingungen statt.
 
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