Gunther Keusen — Antiphonar

Gunther Keusen: Antiphonar
»Hälfte des Lebens – Ein Wechselgesang«
8. Jan — 16. Feb 2020

 

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See.
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
 
Weh mir, wo nehm´ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.

Friedrich Hölderlin, Hälfte des Lebens (1805)

 

Holunderbilder Vielschichtig und vernetzt ist das Beziehungsgefüge, das Gunther Keusen mit seinen Holunderbildern herstellt. Ihre externe Struktur bezieht die literarische Wirklichkeit ein, die Friedrich Hölderlin geschaffen hat. Sie sind nicht Illustration, sondern Antwort auf der Ebene der Bildwirklichkeit. Literarische und Bildende Kunst treten hier in einer Weise zusammen, die ihre jeweilige Identität nicht verletzt oder überformt, sondern hervorhebt

 

Diese Bilder, realisiert mit dem von Gelb bis Tiefviolett gekochtem Saft von Holunderbeeren (Hölderlin = kleiner Holunderstrauch) sind Teil eines Gesamtwerks, das durch Gedichtvorträge des Künstlers Vervollständigung findet. In der Ganzheit des Zusammentretens von Sprache, Schrift und Bild, pointiert in lettristischen Bildgedichten, wird ein Neues in Erfahrung gebracht, das seinerseits weder in Wort noch Bild zu transportieren ist. Die Form der intermediären Präsentation lässt zugleich die Vielfalt der Künste als neuerliche Einheit erkennen, verbunden durch Poesie als Verdichtung und Eröffnung des im Erlebnisganzen Wirklichen und Möglichen. (Max J. Kobbert)

 

Gunther Keusen Der 1939 in Düsseldorf geborene Künstler studierte an der Werkkunstschule Saarbrücken, an der Akademie der Bildenden Künste München und an der Kunstakademie Düsseldorf. Er dozierte zunächst an der Werkkunstschule Bielefeld und wurde im Jahr 1972 auf den Lehrstuhl für Grafik und Malerei an der Kunstakademie Münster erstberufen, den er bis 2004 innehatte. Von 1979 bis 1985 war er Direktor der Akademie. Keusen lebt in Köln und Chiddes (Burgund).

 

Vor dreißig Jahren fand in der Kunst-Station Sankt Peter Köln die erste Präsentation des Antiphonars statt – für die Dauer eines Mondumlaufes, also 28 Tage. Nach der Vorstellung des gesamten Mappenwerks von 28 Seiten schlug der damalige Küster in der Gitterkapelle jeden Tag eine neue Seite auf. In den folgenden Jahren war das Werk in zahlreichen Ausstellungen in Museen, Kunstvereinen und Galerien, in Instituten und Kunsthochschulen rund um den Globus zu sehen.

 

Aus Anlass des 250. Geburtstages von Friedrich Hölderlin kehrt das Antiphonar noch einmal in die Kunst-Station Sankt Peter Köln zurück.

 
 

 

Zur Eröffnung der Ausstellung
im Turmraum der Kunst-Station Sankt Peter
am Mi, 8. Januar 2020, um 19 Uhr
laden wir herzlich ein.

Zur Ausstellung spricht Guido Schlimbach
 

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Werkgespräche So, 12. Januar // 13.15 Uhr
mit Guido Schlimbach
 
Sa, 18. Januar // 14.00 Uhr
mit Hans-Peter Schwarz, Zürich/Berlin
 
Sa, 25. Januar // 14.00 Uhr
mit Janine Mautsch, Köln
 
Mi, 29. Januar // 17.00 Uhr
mit Thomas Schuld, Köln
 
So, 16. Februar // 13.15 Uhr
mit P. Stephan Kessler

 

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TURM RAUM KUNST Unter dem Titel »TURM RAUM KUNST« zeigt die Kunst-Station Sankt Peter Köln parallel zu den Rauminterventionen von Künstlerinnen und Künstlern im Kirchenraum im romanischen Turm eine Reihe von Kabinettausstellungen. Spartenübergreifend sind hier kleinere monografische oder thematische Ausstellungen zu sehen, die sich auf Sankt Peter beziehen oder deren Werke sich mit den hier angestoßenen Themen und Fragestellungen beschäftigen. Die Präsentation des Antiphonars ist die vierte Ausstellung in dieser Reihe.

 

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Mit freundlicher Unterstützung der Kölner Rubens-Gesellschaft