Acht Brücken

 

Donnerstag, 30.04.2015

 

20 Uhr: Werke von Globokar, Rummel, Muche

 

„Individuum <-> Collectivum“ des französisch-slowenischen Komponisten Vinko Globokar steht im Spannungsfeld von Sozialbindung und Liberalismus, von Integration in der Masse und der Abgrenzung im Privaten. Eine musiktheaterexperimentelle Systemanalyse von fortdauernder Notwendigkeit. Die Kompositionen von Matthias Muche und Simon Rummel orientieren sich an dem Kernthema von „Individuum <-> Collectivum“, deutlich wird dies bereits an Rummels Werktitel: „Musik für die Ankunft von jedem“.

Matthias Muche Posaune, Erweiterungen
Sven Hahne Laptop
Carl Ludwig Huebsch Tuba, Erweiterungen
Dominik Susteck Orgel
Brad Henkel Trompete, Erweiterungen
Simon Rummel Saiten- und Tasteninstrumente, Stimme

Vinko Globokar
Individuum <-> Collectivum (1979->…)

Matthias Muche
Beller (2015)
für Ensemble
Kompositionsauftrag von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln
Uraufführung

Simon Rummel
Musik für die Ankunft von jedem (2015)
für Ensemble
Kompositionsauftrag von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln
Uraufführung

keine Pause | Ende gegen 20:50

 

 

21 Uhr: Cornelius Cardew: The great learning

 

Die letzte ON@ACHT BRÜCKEN – Station an diesem Abend ehrt den Briten Cornelius Cardew, ein Polit-Komponist im allerengsten Sinn. Sein „The Great Learning“ erscheint heute wie die Quintessenz der Nachkriegsavantgarde, mit Anklängen an John Cage und György Ligeti, an Minimalismus und Wiener Schule, die sich zu einem musikalischen Manifest der Off- und Gegenkultur addieren. Zeitlos revolutionär, inhaltlich wie formal, aber dem früh verstorbenen Komponisten bald nicht mehr explizit genug. Er stellte sich in den Dienst einer „Volksbefreiungsmusik“ nach Art eines Sozialistischen Realismus.

 

Superterz
Nicole Ferrein Stimme
Irene Kurka Stimme
Martin Lindsay Stimme
Michael Veltman Stimme
Dominik Susteck Orgel
Anke Barth Violoncello
Fabian Berghofer Kontrabass
Susanne Fassnacht Fagott
Martin Ingenhütt Kontrabass
Melvyn Poore Tuba
Fanja Raum Saxophon
Heather Roche Klarinette
Carl Rosman Klarinette
Antoine Beuger Dirigent
John McAlpine Künstlerische Leitung
Albrecht Zummach Koordination

Cornelius Cardew
Paragraph 4. Für Chor und Orgel (1970)
aus: The Great Learning (1968-1970)

Cornelius Cardew
Paragraph 3. Für tiefe Instrumente und Stimmen (1970)
aus: The Great Learning (1968-1970)

keine Pause | Ende gegen 22:00

In Zusammenarbeit mit der Kölner Gesellschaft für Neue Musik e.V.

 

22 Uhr: Luigi Nono

 

Luigi Nono ist wohl einer der politischsten Komponisten der Nachkriegszeit. Als aktives Mitglied der Kommunistischen Partei forderte er, Musik solle sich einmischen und klare Position zu sozialen und politischen Themen beziehen. Schon die Werktitel lassen keinen Zweifel an der weltanschaulichen Orientierung ihres Urhebers. Eine deutliche Botschaft stand für Nono dem Prozess der Formfindung jedoch nicht im Wege. Das Tonband gewann an zentraler Bedeutung. Maschinengeräusche, skandierende Demonstranten oder die Schilderungen eines KZ-Opfers wurden unmittelbarer Bestandteil von Musik. In den frühen 1980er Jahren zeigt sich ein deutlich vernehmbarer Stilwandel. Der Ton wird lyrischer, der politische Anspruch klingt tiefgründiger. „Wenn sie sterben, singen die Menschen“, heißt es in „Quando stanno morendo“. Ein schimmerndes Klanggeflecht, das von den Sängerinnen feinste Tonhöhendifferenzierung verlangt. Vielleicht die zartesten politischen Lieder des 20. Jahrhunderts.

 

Sophie Klußmann Sopran
Nili Riemer Sopran
Heike Heilmann Sopran
Susanne Otto Alt
Roberto Fabbriciani Flöte
Séverine Ballon Violoncello

Experimentalstudio des SWR
Joachim Haas Klangregie
Simon Spillner Klangregie
Sven Kestel Klangregie
Detlef Heusinger Dirigent

 

Luigi Nono
Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz (1966)
für Tonband

Luigi Nono
Non consumiamo Marx (für Tonband, dokumentarische Texte vom Mai 1968 in Paris)
aus: Musica-manifesto n.1 (1968/69)

Luigi Nono
La fabbrica illuminata (1964)
für Tonband und Gesangsstimme. Dokumentarische Texte zusammengestellt von Giuliano Scabia unter Verwendung einiger Verse von Cesare Pavese

Luigi Nono
Quando stanno morendo. Diario polacco n. 2 (1982)
für vier Frauenstimmen, Bassflöte, Violoncello und Live-Elektronik. Text von Massimo Cacciari nach Czesław Miłosz, Endre Ady, Aleksandr Blok, Velemir Chlebnikov und Boris Pasternak