Krenek: Lamentatio

Schlüsselwerke der Neuen Musik

 


 

Die Aufführung des großen zwölftönigen Chorwerks Lamentatio Jeremiae Prophetae für gemischten Chor a cappella von Ernst Krenek (1900-1991) von 1957 beruht auf dem Text der Klagelieder des Jeremias, die bei den katholischen Gottesdiensten am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag vorgetragen werden sollen. Diese drei Abschnitte bestehen aus je drei Lektionen, deren Ende jeweils mit dem Ruf „Jerusalem, Jerusalem, convertere ad Dominum Deum tuum“ markiert wird. Jeder Vers ist eingeleitet von einem Buchstaben des hebräischen Alphabets, der ebenfalls gesungen wird.

 

Die Einleitungen zur ersten und letzten Lektion des Werkes sind als cantus firmus an der gregorianischen Intonation orientiert. Zwei Sechstonreihen, die in zwei verschiedenen Modi (Rotation und Transposition) gesondert variiert werden, bilden den materiellen Kern der Komposition.

 

Die einzelnen Abschnitte sind zwischen zwei- und achtstimmig. Die Anrufung „Jerusalem“ am Ende jedes Abschnitts ist nach der ersten Lektion unisono, in der zweiten zweistimmig usw., nach der letzten und neunten Lektion im neunstimmigen Chorsatz. Dieser endet im neunstimmigen Schlussakkord zwischen H und F, den beiden Grundtönen der Sechstonreihen.

 

Das gut 75 minütige Werk wurde, nicht zuletzt wegen seiner Komplexität nur zweimal aufgenommen (vom RIAS Kammerchor unter Marcus Creed und dem Niederländischen Kammerchor unter Uwe Gronostay).

 

Sehr reizvoll ist die Umsetzung durch die Kölner Vokalsolisten aufgrund der größtenteils solistisch besetzten Teile des Werks. Die Stimmen werden teilweise bzw. ganz nur bei den vertonten hebräischen Buchstaben und den lektionabschließenden Jerusalem-Rufen gedoppelt, ansonsten erklingt eine solistische Aufführung des Werks.

 

Programm

 

Ernst Krenek
Lamentatio Jeremiae Prophetae
secundum breviarium sacrosanctae ecclesiae romanae, op. 93

1. In coena domini (Beim Mahle des Herrn), Lectio prima, secunda, tertia (Erste bis dritte Lektion)
2. In parasceve (Am Karfreitag), Lectio prima, secunda, tertia
3. In sabbato Sancto (Am heiligen Sabbat), Lectio prima, secunda, tertia

 

Kölner Vokalsolisten

Sarah Schnier, Kerstin Hövel – Sopran

Lara Langguth, Alexandra Thomas – Mezzosopran
Beate Westerkamp – Alt
Ansgar Eimann – Tenor
Fabian Hemmelmann, Christian Walter – Bariton
Martin Wistinghausen – Bass

 

Eine Veranstaltung von ON Neue Musik in Kooperation mit der Festa Paschalia.